Düngen
Das regelmässige und gewissenhafte Düngen deiner Bonsais ist eigentlich die zentrale Pflegemaßnahme, um deine Bäumchen dauerhaft vital und widerstandsfähig zu erhalten und eine schöne Entwicklung zu gewährleisten. Am Anfang meiner Beschäftigung mit diesem Hobby, habe ich das Düngen nicht so wichtig genommen, weil ich der Meinung war, dass die Verzwergung der Pflanzen bei der Bonsaigestaltung nicht nur durch den Schnitt, sondern auch durch eine reduzierte Nährstoffversorgung erreicht wird. Das ist natürlich völliger Unsinn. Bei einer unzureichenden Düngung fangen die Bäumchen an zu verkümmern und sie werden anfällig gegen Krankheiten, Schädlinge und reagieren empfindlicher auf Umwelteinflüsse wie Hitze, Trockenheit oder Frost. Das führt dann recht schnell zu Wachstumsstörungen bis hin zum Absterben der Pflanze. Natürlich vertragen gut ernährte Bonsais auch den Stress durch die regelmäßigen gestalterischen Eingriffe viel besser als Kümmerlinge.
Man kann natürlich, wie aus jeder Sache, auch aus dem Düngen eine echte Wissenschaft machen und z.B. eigene Düngemischungen herstellen. Ich habe natürlich im Laufe der Jahre auch einiges ausprobiert und dabei ein paar einfache Erkenntnisse gewonnen, die gut funktionieren und eine gute Versorgung der Pflanzen gewährleisten.
Basisversorgung aller Bonsais mit handelsüblichem Bonsai-Flüssigdünger
Als Basisdünger verwende ich einen in jedem Gartenmarkt erhältlichen speziellen Flüssigdünger für Bonsais. Diese Dünger sind von Experten für die besonderen Anforderungen der Bonsaikultur optimiert. Ich dosiere den Dünger nach der Anleitung auf den Fläschchen und damit decke ich den überwiegenden Teil der Versorgung aller meiner Bonsais ab. Ich variiere hier lediglich die Marke regelmäßig, da jeder dieser Spezialdünger ein wenig in seiner Zusammensetzung variiert. Bei diesen Flüssigdüngern muss man nur ein wenig aufpassen, dass man sie nicht versehentlich überdosiert, weil das zu Wurzelschäden führen kann. Lieber öfter mit geringerer Konzentration düngen. Das ist v.a. bei sehr kleinen Bonsais und Mame-Bonsais wichtig. Ansonsten richtet sich die Häufigkeit der Düngung nach der Art der Bäumchen und der Jahreszeit.
Outdoor-Bonsais dünge ich ab dem Austrieb zunächst einmal alle drei Wochen, bis sich die ersten Triebe gut entwickelt haben und danach alle zwei Wochen. Ab Mitte September wird die Düngung mit Flüssigdünger eingestellt bis zum nächsten Frühjahr.
Kalthaus-Bonsais bekommen ganzjährig Düngergaben. In der Wachstumsperiode von Frühling bis Herbst alle zwei Wochen, solange sie im Freien stehen. Nach dem Einräumen ins Winterquartier strecke ich den Zeitraum für die Düngung auf 5-6 Wochen.
Meine Indoor-Bonsais erhalten ganzjährig Dünger. In der Hauptwachstumsphase alle zwei Wochen. In der kalten und dunkleren Jahreszeit alle vier 4 Wochen
Die kleinen Mame-Bonsais dünge ich je vom Zeitfenster her wie ihre größeren Verwandten, allerdings halbiere ich die Frequenz und die Dosierung.
Wenn du deine Bonsais wie beschrieben versorgst, legst du eine solide Basis für die Widerstandsfähigkeit und die Gesundheit deiner Bäumchen.
Ich mache darüberhinaus noch ein paar andere Sachen, die sich als sinnvoll erwiesen haben:
Düngung mit "normalem" Flüssigdünger bei blühenden Bonsais
Ich ersetze bei den Bonsais, bei denen eine ausgeprägte Blüte gewünscht ist bis zur Blüte jede zweite Düngergabe durch Blumendünger für Topfpflanzen. Das fördert die Blütenpracht z.B. bei Hibiskus, Zierkirsche oder Bougainvillea. Prinzipiell kann man auch alle anderen Bonsais mit diesen Standarddüngern versorgen. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass dadurch die Blätter größer werden und die Blattabstände etwas weiter und das ist ja eigentlich nicht unbedingt gewollt. Legt man aber Wert auf einen deutlichen Zuwachs oder wenn ein Bonsai ein wenig kümmert, dann kann eine häufigere Verwendung von normalen Blumendüngern durchaus helfen.
Zugabe von Hornspänen beim Umtopfen von Outdoor-Bonsais
Nach dem Umtopfen eines Bonsais dünge ich normalerweise für ca. vier Wochen nicht, da die erforderlichen Nährstoffe im neuen Substrat in ausreichender Menge enthalten sind und die Aufnahmefähigkeit der Bäumchen ohnehin reduziert ist, weil ich ja in der Regel mit dem Umtopfen auch einen Wurzelschnitt vornehme. Da dadurch gerade die sehr feinen Wurzeln verletzt werden, reagieren sie auch empfindlicher auf mineralische Flüssigdünger, weil diese Dünger dann auch bei normaler Dosierung zu Verbrennungen der verletzten Wurzeln führen können. Als Nährstoffdepot gebe ich stattdessen bei Outdoor-Bonsais pro Liter neuem Substrat eine gute Handvoll Hornspäne zu, die sehr langsam und schonend wichtige Mineralien und Spurenelemente ins Erdreich abgeben. Das ist nicht unbedingt notwendig, tut den Bäumchen aber gut. Ich mache das aber nur bei meinen Outdoor-Bonsais, weil die Hornspäne im Zimmer einen etwas unangenehmen Geruch entwickeln können.
Kalium-Magnesium-Dünger als Herbstversorgung bei Outdoor- und Kalthaus-Bonsais
Als Vorbereitung für die Winterruhe gebe ich einmalig einen halben Teelöffel eines mineralischen Kalium-Magnesium-Dünger pro 10 mal 10 cm Oberfläche auf das Substrat meiner Outdoor- und Kalthaus-Bonsais. Das fördert das Aushärten der Triebe und Zweige und das Einlagern von Zucker in der Pflanze, die dadurch widerstandsfähiger gegen Frost und Trockenheit wird. Bei den Outdoor-Bonsais wird danach bis zum Frühjahr das Düngen eingestellt, bei den Kalthaus-Bonsais stark reduziert (s.o.)
Spezial-Koniferendünger für Nadel-Bonsais
Im Frühjahr starte ich bei meinen Nadel-Bonsais die Düngeperiode mit der Gabe eines Spezialdüngers für Koniferen, der speziell etwas mehr Eisen enthält. Das hatte ich ausprobiert, da die Nadeln einiger meiner Wacholder-Bonsais und meiner Eibe über den Winter ziemlich braun geworden waren. Die Nadeln färben sich immer noch braun im Winter, ich habe aber den Eindruck sie werden schneller wieder grün und die Bäumchen kommen gut ins Frühjahr, also hab ich das einfach beibehalten und versorge meine Koniferen über das Jahr abwechselnd mit Bonsai- und Koniferen-Dünger.
Eisendünger bei Chlorose (Eisenmangel)
Einige Bonsai sind recht empfindlich bei Eisenmangel (z.B. Bougainvillea, Granatapfel, Kaffee). Das erkennt man, wenn die Blätter hellgrün werden, die Blattadern aber dunkelgrün bleiben. Eisenmangel wird begünstigt durch sehr hartes Gießwasser, da das harte Wasser die ausreichende Aufnahme wichtiger Nährstoffe verhindert. Wenn ein Bäumchen Symptome von Eisenmangel zeigt, dann kann man dem durch Zugabe eines speziellen Eisendüngers entgegenwirken (Dosierung nach Anleitung). Ich gebe auch vorbeugend bei den anfälligen Kandidaten drei- bis viermal pro Jahr etwas Eisendünger mit halber Dosierung ins Gießwasser.
VORSICHT! Beim Umgang mit Eisendünger musst du ein wenig aufpassen, damit du nicht kleckerst. Das Zeug macht nämlich hässliche Flecken!