Chinesische Ulme (Ulmus parviflora)
Standort
Als Kalthaus-Bonsai geht meine Chinesische Ulme ein paarmal im Jahr auf Wanderschaft. Ab Anfang April, sobald es tagsüber draußen frostfrei und sonnig ist, gewöhne ich das Bäumchen langsam wieder an das direkte Sonnenlicht. Zuerst geht es dazu für ein paar Tage an ein schattiges Plätzchen im Freien. Danach stelle ich die Ulme an den Sommerstandort in die Sonne. Wenn das Thermometer unter 0 Grad fallen sollte geht es wieder zurück ins Winterquartier. Die Chinesische Ulme übersteht zwar auch ganz leichten Frost (-1 bis -2 Grad) normalerweise gut, aber gerade wenn das Bäumchen schon ausgetrieben hat, möchte ich da kein Risiko eingehen. Spätestens nach den Eisheiligen verbleibt der Bonsai dann bis Ende Oktober permanent im Freien.
Drahten
Da Drahten der Äste ist problemlos und ganzjährig möglich. Ich finde die Zeit unmittelbar vor dem Frühjahrsaustrieb günstig, wenn die neuen Knospen sichtbar werden. Gerade wenn ein Auslichtungsschnitt gemacht wurde und die Krone durch den Laubfall im Winter noch licht ist, kann man gut arbeiten, ohne neue Triebe zu beschädigen. Man sollte die Drahtung regelmäßig überprüfen und den Draht sofort entfernen, wenn er beginnt in die Rinde einzuwachsen, weil das zu unschönen Narben führen kann. Sollte das Bäumchen noch nicht die gewünschte Form angenommen haben, muss halt neu gedrahtet werden. Nach ein paar Monaten, spätestens aber mit dem Einräumen ins Winterquartier, entferne ich die Drähte.
Schneiden
Die Chinesische Ulme ist sehr schnittverträglich und treibt nach dem Schneiden problemlos wieder aus.
Da die Chinesische Ulme bei frostfreier Überwinterung das ganze Jahr über wächst, muss sie recht häufig gestutzt werden.
Im zeitigen Frühjahr, vor dem Umzug ins Freie, bringe ich meine Ulme wieder in Form, indem ich abgestorbene oder störende Äste und Zweige oder überlange Wintertriebe ausschneide. Alle 2-3 Jahre dünne ich dann auch die Krone deutlich aus, damit auch Luft und Licht in ihr Inneres gelangt.
Während der Hauptwachstumszeit im Frühjahr und Sommer lasse ich den Neuaustrieb immer erst auf mindestens 7-8 Blattpaare wachsen und nehme ihn dann auf 1-2 Blattpaare zurück, wenn der Trieb anfängt, leicht zu verholzen.
Vor dem Umzug ins Winterquartier, schneide ich die Triebe noch einmal moderat zurück.
Im Winter schneide ich die Chinesische Ulme nicht.
Gießen
Das Gießen ist bei diesem Bäumchen unkompliziert. Einfach mit dem Finger die Feuchtigkeit des Substrates testen und wenn die oberste Erdschicht sich trocken oder nur noch ganz leicht feucht anfühlt, ordentlich wässern, bis überschüssiges Gießwasser aus den Drainagelöchern der Schale in den Untersetzer läuft. Dann warten, bis das Substrat wieder angetrocknet ist. Und wieder von vorne...!
Düngen
Beim Umtopfen im Frühjahr
Nach dem Umtopfen vier Wochen nicht düngen.
Wachstumsperiode
Ab dem Austrieb im Frühjahr alle drei Wochen mit flüssigem Bonsai-Dünger, bis sich der Neuaustrieb gut entwickelt hat, dann alle zwei Wochen. (Dosierung gemäß der Angabe auf der Flasche)
Herbstdüngung
Einmalig Ende September mit einem Kalium-Magnesium-Dünger. (Dosierung: 1 gestrichener Teelöffel pro 10x10 cm Substratoberfläche)
Winter
Alle 5-6 Wochen mit flüssigem Bonsai-Dünger. (Dosierung gemäß der Angabe auf der Flasche)
Umtopfen
Alle zwei bis drei Jahre topfe ich im Frühjahr meine Ulme mit einem moderaten Wurzelschnitt um. Dabei ersetze ich das verbrauchte Substrat durch eine neue Mischung aus mittelgrobem Bimskies und humusreicher Blumenerde (Verhältnis Kies zu Erde 1:2). Ich lege dabei immer ein paar Milimeter der Wurzeln am Stammansatz frei und setze dabei das Bäumchen jedes Mal etwas höher in die Schale. Dadurch entsteht langsam ein schöner Wurzelstock.
Überwintern
Die Chinesische Ulme sollte man am besten kühl und hell überwintern. Bei mir verbringt sie den Winter am Fenster im meist ungeheizten Schlafzimmer. 8-12 Grad Celsius wären ideal, aber so kühl ist es durchgängig dort leider nicht. Sobald es im zeitigen Frühjahr (Anfang bis Mitte April) ein paar Tage und Nächte keinen Frost mehr hat, stelle ich mein Bäumchen wieder nach draußen. Da die Chinesische Ulme im Gegensatz zu vielen anderen Kalthausbonsai auch ein paar vereinzelte Minusgrade (-1 bis -2 Grad) gut verträgt, darf sie vor allen anderen wieder ins Freie. Sollte es danach noch ein paar frostigere Tage oder Nächte geben, trage ich sie für diese Zeit wieder ins Haus, um kein Risiko einzugehen.
In der Winterruhe stellt sie ihr Wachstum fast völlig ein und ich reduziere Wasser und Dünger bis zum Neuaustrieb im Frühling deutlich. Das Substrat sollte zwar nie ganz austrocknen, aber Staunässe darf gerade im Winter keinesfalls entstehen, weil sonst Schimmelbildung und Wurzelfäule drohen. In den meisten Jahren wirft das Bäumchen in der Winterruhe die meisten alten Blätter ab. Das ist völlig normal, solange die Ursache nicht in der Wurzelfäule oder in Schädlingen liegt. Gerade Spinnmilben mögen die trockene Wohnungsluft und können im Winter vermehrt auftreten. Eine regelmäßige genaue Untersuchung ist darum notwendig.
Seit 2003 pflege ich dieses Bäumchen. Ich habe es damals als Pre-Bonsai in einem Gartenfachmarkt gekauft. Der gewundene Stamm war in der Vorgestaltung schon so angelegt.