Überwintern

 

Wie du deine Bonsais über den Winter bringst, ohne dass sie dabei Schaden nehmen, hängt natürlich sehr von der Pflanze selbst ab. Je nachdem, ob du einen Indoor,- einen Kalthaus-, oder einen Outdoor-Bonsai überwintern möchtest, gibt es aber ein paar grundsätzliche Dinge, die sich in meiner Praxis bewährt haben. 

Bei Indoor-Bonsais ist es am einfachsten. Da sie keine größere Winterruhe halten, brauchen sie prinzipiell nur ein helles Plätzchen am Fenster bei Zimmertemperatur. Durch die geringere Tageslichtmenge im Winter verlangsamt sich zwar auch bei den Indoors das Wachstum, weil die Photosyntheserate abnimmt, aber eine Wachstumspause im eigentlichen Sinne findet nicht statt. Du musst deine Indoors also auch im Winter ausreichend mit Nährstoffen und Wasser versorgen. Ich reduziere die Düngergaben in der kalten Jahreszeit um die Hälfte und gieße sparsamer. Die Wassermenge variiert dabei je nach Pflanze stark und du tust gut daran, vor dem Gießen immer mit dem Finger zu testen, ob das Substrat noch feucht ist. Zuviel Wasser  schadet gerade im Winter mehr als etwas zu wenig, weil du dadurch riskierst, dass die Wurzeln faulen. Wenn du deinen Bäumchen in der kalten Jahreszeit zusätzlich etwas Gutes tun möchtest, kannst du im Untersetzer der Schale etwas Wasser stehen lassen. Das verbessert durch die Verdunstung gerade bei trockener Heizungsluft das Mikroklima ein wenig. Ich stell meine Indoors im Winter außerdem alle zwei bis drei Wochen unter die Dusche und brause sie mit einem sanften Strahl lauwarm ab, statt sie zu gießen. 

Ich finde die Überwinterung meiner Kalthaus-Bonsais am schwierigsten, weil sie ein ungeheiztes, aber frostfreies und gleichzeitig helles Winterquartier brauchen. Die Bäumchen reduzieren ihren Stoffwechsel deutlich und die meisten brauchen eine Winterruhe mit einer Wachstumspause. Werden sie deutlich zu warm überwintert, treiben sie auch in der kalten Jahreszeit ständig nach, was sie erkennbar schwächt. Die meisten überstehen zwar auch eine wärmere Überwinterung, aber ihnen fehlen dann im Frühjahr oft die Reserven für einen vitalen Neuaustrieb. Ein Wintergarten oder ein frostsicheres Gewächshaus wären dazu ideal. Da ich aber beides nicht habe, verbringen meine Kalthaus-Bäumchen den Winter dicht gedrängt auf der Fensterbank meines Schlafzimmers, wo es  deutlich kühler ist, als im Rest der Wohnung. Das Gießen und Düngen wird stark reduziert, aber nicht komplett eingestellt. Deine Bäumchen brauchen in der Winterruhe deutlich weniger Wasser und Nährstoffe, das Substrat sollte aber nie vollständig austrocknen und gibst du alle paar Wochen ein bisschen Dünger ins Wasser, kommen deine Bäumchen gut durch den Winter. Der Umzug ins Winterquartier muss erfolgen, sobald die Temperaturen unter 5 Grad fallen, spätestens aber vor dem ersten Nachtfrost, weil manche Arten sehr empfindlich auf Temperaturen unter dem Gefrierpunkt reagieren. Mein Hibiskus z.B. wirft sofort alle Blätter ab, sobald er Frost erwischt. 

Obwohl Outdoor-Bonsais aus Pflanzen gestaltet werden, die in der Natur auch starke Frostperioden problemlos überstehen, solltest du ein paar Maßnahmen treffen, um sie gut durch den Winter zu bringen. Das ist notwendig, weil bei länger andauernden Frostperioden die Gefahr besteht, dass der Wurzelballen in der Schale komplett durchfriert. Da ein Bonsai dann im Gegensatz zu den Pflanzen in der Natur nicht mehr über Wurzeln verfügt, die in tiefere und damit frostfreie Erdschichten reichen, werden die oberirdischen Pflanzenteile  nicht mehr mit Wasser versorgt. Es besteht die Gefahr, dass sie vertrocknen und absterben. Es gilt also den Wurzelballen vor Dauerfrost zu schützen. Ich habe dazu in eine Plastikwanne aus dickem Kunstoff (Mörtelwanne)  einige Drainagelöcher gebohrt und befülle sie mit Rindenmulch aus dem Gartenmarkt. Darin vergrabe ich meine Bäumchen einfach mitsamt den Schalen so, dass die Substratoberfläche von einer mindestens drei Zentimeter dicken Mulchschicht bedeckt ist. Der lockere Mulch enthält viel Luft, die sehr gut isoliert und  außerdem Feuchtigkeit speichert.
Das mache ich immer Mitte bis Ende November, wenn die Laubbäume ihre Blätter abgeworfen haben und ich lasse meine Bäumchen bis Anfang März in den Wannen. Alle zwei Wochen überprüfe ich, ob das Substrat meiner Bäumchen noch feucht ist und falls nötig gieße ich ein wenig, wenn es etwas mildere Temperaturen hat. Aber in der Regel sind die Bäumchen  so ganz gut versorgt. Gedüngt wird in dieser Zeit nicht.
Wichtig ist bei dieser Überwinterung, dass die Wanne nicht auf der blanken Erde steht, weil sie sich durch ihr Eigengewicht dann in den Boden absenkt und sich die Drainagelöcher verschließen. Bei Regen entsteht dann in der Wanne gefährliche Staunässe. Ich stelle darum meine Wannen immer auf Steinplatten. 
Wenn für mehrere Tage Frost von unter -15 Grad Celsius angesagt ist, solltest du zusätzlich die oberirdischen Teile deiner Bäumchen mit einem Vlies schützen.